Grüne Banken

Geldgeschäfte mit Sinn – Grüne Girokonten im Überblick

Wenn ein nachhaltiger Lebensstil für dich eine hohe Bedeutung hat, dann stehst du irgendwann vor der Frage: Welche Bank ist eigentlich die Richtige für mich? Banken für die Nachhaltigkeit ein großes Thema ist müsste es geben. Die gibt es, wenn auch nur in kleiner Anzahl. Neben Geldanlagen bieten die meisten dieser Institute auch Girokonten an. Warum es Sinn macht, seine täglichen Geldgeschäfte über eine grüne Hausbank abzuwickeln, zeigt dir dieser Artikel.

Was passiert mit deinem Geld?

Geld, das in den wirtschaftlichen Kreislauf gesteckt wird, hat immer eine Wirkung. Ob eine Bank dem Biobauern die Hoferweiterung finanziert oder sich mit seinen Investmentabteilungen an Börsenspekulationen auf Lebensmittel beteiligt, macht einen erheblichen Unterschied und hat einen großen Impact auf die Gesellschaft. Konsequent nachhaltig zu leben, bedeutet deshalb auch sich mit seinem Geld zu beschäftigen, selbst wenn du meinst: Ich habe nicht viel Geld, was soll ich damit schon bewirken? Denn Banken verwalten das Geld ihrer Kunden, um die Renditen, die sie ihnen versprechen zu erwirtschaften. Und ob diese Renditen durch Windkrafträder oder Kohlekraftwerke verdient werden, entscheidest du mit über die Wahl deiner Bank. Und zwar nur über die Wahl der Bank, denn was die Hausbank mit dem Geld macht, darauf haben die Bankkunden keinen Einfluss. 

In Deutschland gibt es etwa 1.600 Banken und Sparkassen, von denen allerdings nur sehr wenige von sich behaupten können, ein Geldinstitut zu sein, in dem Nachhaltigkeit ein Wesensmerkmal ist. Zwar werden immer mehr grüne Produkte angeboten um die Kunden mit Nachhaltigkeitsanspruch nicht zu verlieren, einer detaillierteren Überprüfung halten diese Angebote allerdings selten stand. Selbst unter den Nachhaltigkeitsbanken herrscht kein einheitliches Bild, wie die regelmäßigen Untersuchungen der Verbraucherzentralen oder der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Facing Finance immer wieder zeigen. Wer beispielsweise konsequent ausschließen will, mit dem eigenen Geld in irgendeiner Weise an der Finanzierung von Kohlekraftwerken beteiligt zu sein, für den wird die Auswahl möglicher Banken sehr übersichtlich. 

Woran kann man eine nachhaltige Bank erkennen?

Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt keine einheitlichen Standards, die eine Bank erfüllen muss, um als nachhaltig zu gelten. Auf jeden Fall reicht es nicht aus, wenn die Bank einzelne grüne Produkte wie beispielsweise einen Öko-Sparplan im Angebot hat. Einzelne Produkte geben keine Auskunft darüber, wie die Bank grundsätzlich Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsprozessen verankert hat. 

Wenn Du wissen willst, wie nachhaltig deine Hausbank ist, dann kann ein Blick auf die Webseite erste Hinweise liefern. Beispielsweise müsste die Bank ausführlich darüber informieren, ob es Branchen und Industriezweige gibt, in die sie grundsätzlich nicht investiert (das könnte beispielsweise die Waffenindustrie sein). Auf der anderen Seite kann sie Branchen bevorzugen (beispielsweise die biologische Landwirtschaft). Einige Banken haben Selbstverpflichtungen unterschrieben, in denen sie solche Kriterien veröffentlichen. Wem der Klimaschutz am Herzen liegt, kann darin überprüfen, ob die Bank möglicherweise mit klimaschädlichen Unternehmen Geschäftsbeziehungen unterhält. Dazu kann auch ein Nachhaltigkeitsbericht Informationen liefern. Seit 2017 sind die Banken zur Veröffentlichung eines solchen Berichts verpflichtet. 

Für die meisten Bankkunden wird es allerdings sehr schwer sein mit solchen Informationen die Nachhaltigkeitsperformance der Hausbank zu überprüfen. Selbst Nachfragen beim örtlichen Kundenberater werden keinen zufriedenstellenden Einblick gewähren. Deshalb hat die NGO Fair Finance einen Online-Ratgeber (www.fairfinanceguide.de) veröffentlicht, in dem die Nachhaltigkeitsleistung von Banken und Versicherungen anhand von über 280 Kriterien bewertet wird. Ein Blick auf die Webseite schafft schnell Klarheit, denn nur sehr wenige Banken sind nach der Analyse immer noch grün. Zu diesen wenigen grünen Geldinstituten gehören immer die GLS Bank, die Ethikbank und die Triodos Bank, allesamt Vorreiter einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. 

Nachhaltige Banken…

…orientieren ihr Kerngeschäft anhand ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeitskriterien.

…berichten offen und transparent über ihr unternehmerisches Handeln.

…haben klare Ausschlusskriterien definiert (Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen, Waffengeschäfte, Umweltverschmutzung, Korruption, Diskriminierung etc.)

Wer mit seinem Girokonto auf Nummer sicher gehen will und seine täglichen Bankgeschäfte nachhaltig betreiben will, sollte sich für eine Bank entscheiden, die in diesem Ranking der Fair Finance Organisation (www.fairfinanceguide.de) gut abschneidet. Übrigens wird dort auch ein Musterschreiben für eine Anfrage bei der eigenen Hausbank angeboten und wie die häufigsten zu erwartenden Antworten zu bewerten sind. 

Die wichtigsten grünen Banken

Wer meint Nachhaltigkeitsbanken sind eine moderne Erscheinung, um auf das gestiegene Umweltbewusstsein der Verbraucher zu reagieren, der irrt. Tatsächlich sind die etablierten Nachhaltigkeitsbanken, auch Grüne Banken oder Ökobanken genannt, schon seit einigen Jahrzehnten erfolgreich am Markt tätig. Hier stelle ich dir die wichtigsten nachhaltigen Geldinstitute vor, die ein grünes Girokonto anbieten: 

GLS Bank

Die Geschichte der GLS Bank beginnt 1974 mitten im Ruhrgebiet. Der Rechtsanwalt Wilhelm Ernst Barkhoff gründet gemeinsam mit Gleichgesinnten die nach eigenen Angaben erste sozial-ökologische Bank der Welt. Mit mehr als 240.000 Kunden und rund 5,6 Milliarden Euro Kundeneinlagen ist sie bis heute die größte Nachhaltigkeitsbank in Deutschland. Neben dem Stammsitz in Bochum werden noch sieben weitere Filialen im gesamten Bundesgebiet unterhalten. Wer ein Konto bei der GLS-Bank eröffnet, kann entscheiden in welchem Bereich sein Geld vorrangig eingesetzt werden soll. Angeboten werden unter anderem die Bereiche Bildung, Ernährung, erneuerbare Energien, wohnen und nachhaltige Wirtschaft. Der jährlich erscheinende Transparenzreport gibt Einblick in welche Projekte die Bank das Geld investiert hat. 

Triodos Bank

Ohne Filialnetz kommt die 1980 in den Niederlanden gegründete Triodos Bank aus. Sie bietet ihren über 700.000 Kunden Bankgeschäfte ausschließlich über Internet und Telefon an. Die Bank ist in fünf europäischen Ländern aktiv, seit 2009 auch in Deutschland, und verwaltet mehr als 17 Milliarden Euro an Kundeneinlagen. Damit liegt die Bank im Nachhaltigkeitsbereich an der Spitze und bezeichnet sich auch selbst als Europas führende sozial-ökologisch orientierte Bank. Die Triodos Bank finanziert ausschließlich Projekte der Realwirtschaft, über die sie in ihrem jährlich erscheinenden Geschäftsbericht transparent Auskunft gibt. 

Ethikbank

Eine etwas andere Geschichte hat die deutlich kleinere Ethikbank, die 2002 als Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg gegründet wurde und sich inzwischen als ethisch-ökologische Direktbank behaupten konnte. Nach welchen Kriterien die Bank ihre Geschäfte betreibt und Kredite vergibt, veröffentlicht sie in ihrem sogenannten Ethik-Kompass. Nach dem Prinzip der gläsernen Bank werden alle vergebenen Kredite veröffentlicht. Neben ihrem normalen Girokonto bietet die Ethikbank ein Guthabenkonto für überschuldete Verbraucher an, um ihnen die normale Abwicklung von Geldgeschäften des Alltags zu ermöglichen. 

Tomorrow-Bank

Auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit setzt das erst 2018 gegründete Fintech-Start-up Tomorrow Bank. Seit dem vergangenen Jahr bietet das junge Unternehmen auch ein mobiles, App-gesteuertes Girokonto an und unterschiedet sich damit von den anderen Nachhaltigkeitsbanken. Die Kundengelder werden bislang für Mikrokredite verwendet und in einen Green-Bond investiert. Ein Wermutstropfen ist die fehlende Banklizenz. Bislang nutzt Tomorrow die Banklizenz der Berliner Solaris Bank, die allerdings nicht als Nachhaltigkeitsbank auftritt, sondern hauptsächlich in junge Technologieunternehmen investiert. Neben dem reinen Girokonto bietet die Tomorrow Bank ein sogenanntes Plus-Konto an, bei dem für 15 Euro pro Monat CO2 Kompensationsprojekte finanziert werden.  

Nachteile von Nachhaltigkeitsbanken

Einer der wesentlichsten Kritikpunkte an Nachhaltigkeitsbanken ist gleichzeitig ihr besonderes „grünes“ Alleinstellungsmerkmal. Durch den Ausschluss von ökonomisch sehr erfolgreichen Branchen verzichten Nachhaltigkeitsbanken auf den maximalen Profit. Doch genau das ist ihr eigentliches Ziel. Sie wollen mit ihrem Geschäftsmodell zu einer ökologischeren und gerechteren Welt beitragen. Deshalb fallen die Kosten und Gebühren unter Umständen etwas höher und die Zinsen etwas niedriger aus. In der aktuellen Niedrigzinsphase mit steigenden Bankgebühren fällt dies allerdings kaum noch ins Gewicht. Vielmehr scheinen die Nachhaltigkeitsbanken von ihrem Geschäftsmodell zu profitieren. Auch die Kritik an der mangelnden Verbreitung hat inzwischen durch Online- und Mobil-Banking kaum noch Gewicht. Weil die meisten Nachhaltigkeitsbanken zudem genossenschaftlich organisiert sind und damit dem genossenschaftlichen Bankenverband angehören, können sie das gesamte Netz an Bankautomaten mitnutzen. 

Ein immer wieder auftauchender Kritikpunkt ist die Liquiditätsreserve der Banken. So sind die GLS-Bank und die Ethikbank als Genossenschaftsbanken verpflichtet, ihre Liquiditätsreserve bei der nicht nachhaltigen DZ Bank vorzuhalten. Zwar versuchen die Banken Einfluss zu nehmen und das Nachhaltigkeitsengagement der DZ-Bank zu verbessern. Von harten Nachhaltigkeitskriterien ist die DZ-Bank allerdings noch weit entfernt.

Noch mehr Banken

Neben den vier genannten Nachhaltigkeitsbanken gibt es weitere Geldinstitute mit mehr oder weniger nachhaltiger Ausrichtung oder einem eingeschränkten Angebot grüner Produkte. 

Umweltbank

Dazu gehört beispielsweise die Umweltbank, die zweifelslos zu den Pionieren des Nachhaltigkeitsbankings zählt, aber nicht über ein Girokonto verfügt. Mit dem UmweltFlexkonto bietet das Nürnberger Geldinstitut aber ein grünes Tagesgeldkonto auf Guthabenbasis. Die 1994 gegründete Umweltbank ist besonders stark bei Finanzierungsprojekten zur Förderung der erneuerbaren Energien. 

DKB Bank

Im Spannungsfeld zwischen regulären Geschäftsbanken und Nachhaltigkeitsbanken bewegt sich die DKB Bank. Durch eine zunehmende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien und der Erweiterung des Produktangebots um grüne Produkte, hat sich die DKB Bank inzwischen einen Namen als grüne Alternative gemacht. Vor allem mit ihrem Green & Social Bond Programm konnte die Bank in den vergangenen Jahren auch immer mehr grüne Anleger überzeugen. 

Kirchliche Banken

Zudem gibt es Banken aus dem kirchlichen Umfeld, die teilweise strenge ethische Maßstäbe anlegen, beispielsweise die KD Bank, die PAX Bank oder die Steyler Bank. Girokonten bieten diese Banken, sofern überhaupt vorhanden, oft nur konfessionsgebunden oder Bediensteten der Kirchen an. Zudem vernachlässigen sie teilweise noch die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit und verfolgen keine konsequente Klimastrategie, sondern sind in Kohle- und Atomkraftwerke investiert. 

Übersicht grüne Girokonten

Grüne Banken

Wie kann ich zu einer grünen Bank wechseln?

Wenn du von den Angeboten der Nachhaltigkeitsbanken überzeugt bist, dann musst du nur noch den nächsten Schritt machen und ein Konto eröffnen. Viele scheuen sich vor diesem Schritt und festigen damit die bestehenden Strukturen im Finanzsektor. Dabei ist der Schritt ganz einfach, denn seit 2016 soll das sogenannte Zahlungskontengesetz den Wechsel des Kontos erleichtern. Banken unterstützen nun den Bankkunden beim Wechsel und kümmern sich um einen großen Teil der Formalitäten. Die neue Nachhaltigkeitsbank wird von dir ermächtigt, dein Konto bei der alten Bank aufzulösen und die Daten für Daueraufträge und Lastschriftmandate zu übertragen. Dafür werden alle notwendigen Schritte übernommen und sogar Dritte, wie beispielsweise dein Stromanbieter über den Wechsel informiert. Für ein paar Wochen laufen zwei Girokonten parallel und wenn alles reibungslos funktioniert, wird das alte Konto aufgelöst und fortan wirst du mit deinem Girokonto einen Beitrag leisten für einen nachhaltigere Welt.

Diesen Beitrag habe ich für einen Blog zum Thema Grüne Geldanlage geschrieben