Wein

Wein-Token – Echter Genuss und digitale Rendite

Wein ist nicht gleich Wein. Während die meisten der abgefüllten Tropfen dem Genuss zum Opfer fallen, werden ausgewählte Flaschen in Kellern gebunkert. Ihre Aufgabe ist es, Wertzuwachs zu erzielen. Digitale Fine Wine Investments wollen davon profitieren.

„Schade, dass man Wein nicht streicheln kann“, soll der deutsche Schriftsteller und Journalist Kurt Tucholsky einmal gesagt haben. Der Genuss eines edlen Tropfen wird ihn zu dieser Aussage verleitet haben. Und damit ist er auch heute nicht alleine. Wein ist so populär wie nie. Nach Angaben des Deutschen Weininstituts betrug der Pro-Kopf-Verbrauch im vergangenen Jahr 2020 in Deutschland 20,7 Liter, etwa 0,6 Liter mehr als im Jahr zuvor. 

Solide Wertsteigerungen bei Weininvestments

Neben dem Genuss setzen allerdings immer mehr Menschen auf Wein als Investment Case. Dann nennt sich der Genuss Fine Wine Investment und hat vor allem seltene und teure Weine im Blick, die Aussicht auf eine solide Wertsteigerung versprechen. In den vergangenen Jahren durchaus mit Erfolg. Laut aktuellem Jahresreport der Londoner Wein-Börse Liv-Ex (Link: https://www.liv-ex.com/news-insights/indices/) haben sich Weininvestments im Corona-Jahr 2020 als sehr stabil erwiesen. Sie waren weniger volatil als die Aktienmärkte und konnten zum Jahresende ein Plus von fünf Prozent verbuchen. 

Token erleichtern den Marktzugang

Zwei Faktoren begünstigen die Entwicklung und Stabilität von Wein als Investment. Nur rund ein Prozent der weltweit produzierten Weine eignen sich nach Expertenschätzungen als Wertanlage. Gleichzeitig wächst der Bedarf an sicheren und rentablen Sachwerten. Das macht den Markt der Fine Wine Investments für viele Anleger interessant. Zumal edle Weine auch einen Prestigegewinn versprechen. Allerdings trifft dies nur auf wenige Tropfen zu. Ohne Fachkenntnisse und Zugang zu den relevanten Märkten können Investoren kaum von den Vorteilen profitieren. Zudem gelten Weininvestments als wenig liquide Form der Geldanlage. Wer sein eingesetztes Kapital jederzeit schnell verfügbar haben will, ist bei klassischen Fine Wine Investments nicht gut aufgehoben. Digitale Weininvestments können das ändern und öffnen privaten Investoren damit neue Anlagemöglichkeiten. 

Teilhaber wertvoller Weine

Grundlage dafür ist die Blockchain-Technologie, mit der sich verbriefte Eigentumsrechte an Sachwerten in viele kleine Teile zerlegen lassen. So ist es möglich, Teilhaber einer wertvollen Flasche Wein zu werden, ohne diese im Keller aufzubewahren oder jemals in Augenschein zu nehmen. Der Anteil an einer tokenisierten Flasche Wein oder einem tokenisiertem Wein-Portfolio ist ein sogenannter Non-Fungible Token oder kurz NFT, mit dem die Eigentumsrechte nachgewiesen werden. Diese digitalen Eigentumsnachweise lassen sich in der Wallet, dem digitalen Depot, aufbewahren. NFTs bezeichnen einen einzigartigen Vermögenswert, der nicht reproduzierbar ist. Dieser Wert muss nicht digital sein, sondern eindeutig identifizierbar, so wie beispielsweise eine spezielle Flasche Wein. Ein Wein-Token ist also immer mit einem physisch vorhandenen Portfolio eindeutig identifizierbarer Weine verbunden. 

Erste Wein-Token auf dem Markt

Mit der zunehmenden Popularität von NTFs in den vergangenen zwölf Monaten wurden auch hochwertige Weine zum Objekt der Begierde. Als im März das in Hamburg ansässige Fintech Finexity AG das erste europäische digitale Fine Wine Investment launchte, waren die angebotenen Token schon in der Vorzeichnungsphase unter Bestandskunden innerhalb kurzer Zeit an den Mann bzw. die Frau gebracht. Sieben Flaschen des Weinguts Domaine de la Romanée-Conti aus dem Burgund umfasste das Angebot. Mit Nebenkosten wurden diese für knapp 42.000 Euro eingekauft und in 43.500 Token a 1 Euro aufgeteilt. Investoren mussten mit mindestens 500 Token einsteigen. Inzwischen sind fünf weitere Fine Wine Investmentprojekte dazugekommen. Anleger können in die französischen Weingüter Domaine de la Romanée-Conti, Château Lafite Rothschild, Le Pin, dem kalifornischen Weinanbauer Opus One und das Champagnerhaus Salon Le Mesnil investieren.  

Schweizer Gesetz schafft rechtlichen Rahmen

In der Schweiz ist die Fine Wine Capital AG vorgeprescht und hat zusammen mit der Sygnum AG in einem ersten Schritt einen Château Latour tokenisiert. Es war das erste Weininvestment, das im Einklang mit dem neuen Schweizer DLT-Gesetz (Distributed Ledger Technologie) auf den Markt gebracht wurde. Damit wurde ein rechtlich verbindlicher Rahmen geschaffen, mit denen Eigentumsrechte digital verwaltet und übertragen werden können, so wie es für tokenisieren von Sachwerten erforderlich ist. Ähnlich wie bei Finexity waren auch die ersten Wein-Token bei Sygnum innerhalb kurzer Zeit verkauft. 

Auswahl entscheidet über die Rendite

Mit dem tokenisieren von Wein hat sich für Anleger ein Marktsegment erschlossen, das bislang eher vermögenden Kunden zur Verfügung stand. So kann auch mit geringem finanziellem Einsatz die eigene Vermögensplanung um diesen Baustein erweitert und damit diversifiziert werden. Doch Sachwerte wie Weine haben ihre Besonderheiten, die auch dann noch Gültigkeit haben, wenn sich das Investitionsvolumen auf viele Schultern verteilt. Zu den wichtigsten Aspekten gehören:

Nur wer aus der Fülle angebotener Weine die Perlen finden kann, wird am Ende mit einer Rendite belohnt. Das ist für den normalen privaten Anleger kaum möglich. Deshalb sollten sie darauf achten, nach welchen Kriterien ein Token-Anbieter seine Weine auswählt. Finexity hat beispielsweise ein Netzwerk an erfahrenen Weinkennern und Experten gebildet, deren Urteil in die Auswahl einfließt. Von ganz besonderer Bedeutung ist aber die Bewertung von international anerkannten Wein-Kritikern wie Robert Parker und Antonio Galloni. Ihr Urteil kann über Aufstieg und Fall eines Weines entscheiden und hat somit einen unmittelbaren Einfluss auf die Rendite. Anleger sollten aber auch auf die Tradition einer Weinmarke achten. Weingüter, die immer wieder hochwertige Weine produzieren, genießen beim späteren Verkauf eine höhere Wertschätzung als einmalige Ausreißer. 

Ist die Auswahl erst mal getroffen und die Weine befinden sich im Besitz des Emittenten, müssen sie dauerhaft fachgerecht gelagert werden. Relevant sind hierbei etwa die Raumtemperatur (10° bis 12°) und der Feuchtigkeitsgehalt der Luft (65% bis 85%). Der Grund ist einfach. Auch wenn Wein-Investments nicht zum Verzehr gedacht sind, so müssen sie trotzdem trinkbar bleiben. Nur dann ist die Werthaltigkeit gesichert. Erkennbar schlecht gelagerte Weine können ihren Wert vollständig verlieren und damit auch das eingesetzte Kapital. Diese aufwendige Lagerung verursacht natürlich Kosten. Anleger sollten deshalb auch auf die Nebenkosten achten, die mit dem Investment verbunden sind.  

Von ebenso großer Bedeutung sind die Aspekte Diebstahlschutz und Fälschungssicherheit. Vor allem die Echtheit von Weinflaschen sicherzustellen, ist inzwischen zu einer großen Herausforderung für Weingüter wie Investoren geworden. Denn mit den hohen Renditen kamen auch immer mehr gefälschte Weine auf den Markt. Zu den bekanntesten Fälschungen gehört eine Flasche Château Lafite, angeblich aus dem Jahr 1787 und aus dem Weinkeller des US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson. Tatsächlich handelte es sich um eine Abfüllung aus den 1960er-Jahren. Von anderen wertvollen Weinen waren mehr Flaschen im Umlauf, als jemals abgefüllt wurden. Emittenten von Wein-Token sichern sich deshalb heute über lückenlose Steckbriefe und Echtheitszertifikate ab. 

Digitale Marktplätze schaffen Transparenz und Flexibilität

Lukrative Investments in ausgewählte Sachwerte, so wie sie auch Fine Wine Investments darstellen, waren zuvor nur sehr schwer zugänglich. Entsprechend wurden sie nur wohlhabenden Kunden angeboten, die für längere Zeit auf ihr investiertes Kapital verzichten konnten. Das ändert sich mit dem tokenisieren von Weinen. Die Markteintrittsbarrieren sind abgesenkt, vor allem weil das Investment schon ab einigen Hundert Euro möglich ist. Ein bedeutender Vorteil besteht allerdings darin, dass die Token handelbar sind und das mit großer Transparenz und Sicherheit. Finexity hat dazu einen außerbörslichen Marktplatz für tokenisierte Assets geschaffen. Anleger können nach der Registrierung mit wenigen Klicks Token kaufen und wieder verkaufen. Zusätzliche Informationen zu den angebotenen Token und deren Performance machen es den Anlegern sehr einfach, ihre Investmententscheidung zu treffen. Ganz ähnlich arbeitet die Sygnum Bank mit ihrem Marktplatz Desygnate, der zudem durch die Orientierung am neuen DLT-Gesetz größtmögliche rechtliche Sicherheit bietet. Inzwischen arbeiten auch die regulären Wertpapierbörsen an Marktplätzen, auf den tokenisierte Sachwerte gehandelt werden können.


Exkurs: Das Parker-Punkte-System

Mit Daumen hoch oder Daumen runter ist es bei der Bewertung von Weinen nicht getan. Die Qualität eines Weins festzustellen, mutet für Laien oft wie eine Geheimwissenschaft an. Im Restaurant ist es ausreichend, wenn der Wein schmeckt. Für Fine Wine Investments ist vor allem eine hohe Bewertung anerkannter Kritiker wichtig. Ohne ihr Urteil ist nicht mit hohen Preisen und einer entsprechenden Wertentwicklung zu rechnen. Zu den Koryphäen auf diesem Gebiet gehört der US-Amerikaner Robert Parker. Seit 1978 urteilt er in seinem Magazin „The Wine Advocate“ über die Qualität von Weinen. Anfänglich hatte er dabei vor allem französische Weine im Blick, mittlerweile werden Weine aus allen namhaften Weinanbauregionen bewertet. Inzwischen ist Parker im Ruhestand, sein System wird aber von erfahrenen Sommeliers weitergeführt. Und das basiert auf einer übersichtlichen Punkteskala, die für jeden getesteten Wein einen Punktwert ermittelt. Für das Fine-Wine-Investement sind vor allem Weine interessant, die über einen Punktwert von mindestens 90 bis 95 (hervorragender Wein), besser aber einen Wert von 96 bis 100 (außerordentlicher Wein) verfügen. Wird der Punktwert noch um ein Pluszeichen ergänzt, könnte sich seine Qualität mit den Jahren noch verbessern. Zwar werden Weine auch von anderen Kritikern bewertet, beispielsweise dem „Gault Millau“, bei Weininvestments spielt die Parker-Bewertung aber immer noch eine zentrale Rolle. Investoren sollten also auf eine hohe Parker-Bewertung achten. 


FAQ Wein-Token

Wie sicher ist ein Wein-Token?

Für die Sicherheit von tokenisierten Wein-Assets sind unterschiedliche Ebenen relevant. An erster Stelle muss sich die prognostizierte Wertentwicklung nicht erfüllen. Dadurch kann die Rendite deutlich niedriger ausfallen und sogar der Totalverlust drohen. Ebenso wichtig ist die technische Sicherheit. Deshalb müssen die digitalen Schlüssel sicher aufbewahrt werden. Nutzen Sie dafür sehr sichere Passwörter und vergessen sie diese nicht. Ist der Zugriff nicht mehr möglich, ist der Verlust des Tokens unwiederbringlich. Investitionen in Wein-Token sind rechtlich bislang noch eine Art Schuldverschreibung. Das bedeutet, der Emittent haftet beispielsweise für Zinszahlungen, sofern diese vereinbart wurde. Er kann diese aber auch aussetzen, ebenso wie die Tilgung zum vereinbarten Endtermin. Das geht meist einher mit der Insolvenz des Emittenten. In diesem Fall bekommen Anleger ihr eingesetztes Kapital nur zurück, wenn zuvor andere Gläubiger bedient wurden. Auch eine solche Situation kann zum Totalverlust des Investments führen. 

Wie kann ich mit meinen Wein-Token Rendite erwirtschaften?

Ein Investment in hochwertige Weine zielt vor allem auf eine Wertsteigerung ab. Die bisher verfügbaren Wein-Token sind mit einem prognostizierten Ablaufdatum versehen, zu dem die Weine verkauft werden sollen. Zeiträume von 10 bis 15 Jahren sollten Anleger dafür einkalkulieren. In der Zwischenzeit profitieren die Anleger von den erwirtschafteten Überschüssen, sofern diese realisiert werden. Über die digitalen Marktplätze können die Token allerdings jederzeit verkauft werden und sichern damit die Liquidität des eingesetzten Kapitals. 

Welche Kosten sind mit dem Investment in Wein-Token verbunden?

Ein Vorteil der tokenisierten Weininvestments sind die deutlich niedrigeren Kosten. In der Regel werden nur geringe Verwaltungsgebühren berechnet. Eventuell kommen noch Kosten für die Wallet auf den Anleger zu. Anbieter wie Finexity verlangen allerdings keine Gebühren für die Aufbewahrung der Token.  

Dieser Text erschien zuerst auf token-information.de.