Unternehmen entstehen im Kopf
Wenn man sich mit der Entwicklung und Geschichte von Unternehmen beschäftigt, dann stößt man immer wieder auf äußerst schwierige Umstände, in denen Unternehmen gegründet wurden. Nicht selten haben heute erfolgreiche Unternehmer bei ihren ersten Schritten eine Bauchlandung hingelegt. Aber sie haben an ihren Plan geglaubt oder schnell neue Chancen gesucht. Erfolgreiche Unternehmen entstehen im Kopf, ist Wirtschaftsprofessor und Gründungsexperte Günther Faltin überzeugt. Natürlich gehört auch noch Kapital, Know-how und ein glückliches Händchen dazu. Dennoch scheint es Menschen zu geben, die erst in der Krise zur Hochform auflaufen und ihre Ziele verfolgen, wenn andere längst aufgegeben hätten.
Verantwortungsübernahme und Risikobereitschaft
Ein Gründer-Gen im Sinne einer in der menschlichen DNA angelegten Erbinformation gibt es nicht. Aber es gibt persönliche Voraussetzungen, die eine Existenzgründung und Unternehmertum begünstigen. Zugegeben, Menschen, die großen Wert auf Sicherheit und Regelmäßigkeit legen, sollten nicht unbedingt eine berufliche Zukunft als Unternehmer anpeilen. Eine Portion Risikofreude und Kreativität sollte schon vorhanden sein. Und dafür sind vor allem das soziale Umfeld und die Erziehung verantwortlich. Wer schon in jungen Jahren souverän mit Verantwortung und Risiko umgehen kann, scheint eher zum Unternehmer prädestiniert zu sein. Das haben inzwischen mehrere wissenschaftliche Studien belegt, auch wenn diese Form von Untersuchungen mit großen Unsicherheiten behaftet ist. Deshalb hat es sich in der Praxis bewährt, von einem Mindset zu sprechen.
Entrepreneur versus Existenzgründer
Damit lassen sich dann auch besser die Voraussetzungen beschreiben, die für alle Unternehmer gelten können. Denn dabei gibt es einen großen Unterschied. Die Rede ist von Unternehmern und Entrepreneuren. Auf der großen Bühne sind es meist die Entrepreneure, die große Ideen haben, disruptive Strategien verfolgen und jede Menge Kapital benötigen. Auf der anderen Seite sind es die kleinen Einzelhändler, Handwerker und Dienstleistungsbetriebe, die nach sorgfältiger Recherche und Abwägung einen Geschäftsplan für ein erfolgreiches Business auf die Beine stellen. Beide sind Existenzgründer bzw. Unternehmer und beide brauchen ein paar grundlegende Eigenschaften.
Zweifeln gehört dazu
Die erste Eigenschaft ist Mut, denn eine Existenzgründung bedeutet in jedem Fall, seine persönliche Komfortzone zu verlassen. Den Wunsch nach einer selbstständigen Tätigkeit oder sogar nach einem eigenen Unternehmen haben viele Menschen. Den tatsächlichen Schritt ins Risiko wagen aber nur wenige. Die meisten Pläne, ein Unternehmen zu gründen, bleiben Gedankenspiele. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn Existenzgründer Zweifel plagen. Es ist die Angst vor dem Unbekannten, die große Sorge mit seinem Vorhaben zu scheitern, die Frage nach den eigenen Fähigkeiten. Das kennen alle Unternehmer, auch jene, die ihr Vorhaben erfolgreich umgesetzt haben. Zweifel sind grundsätzlich nicht schlecht, allerdings sollten sie zu einer sorgfältigen Abwägung führen und nicht in eine lähmende Angst umschlagen. Vielmehr können und sollten Zweifel die Punkte aufdecken, die möglicherweise noch mehr Aufmerksamkeit erfordern. Wer sich beispielsweise vor den betriebswirtschaftlichen Herausforderungen sorgt, kann diese durch Coaching oder Weiterbildung beseitigen oder aber einen Steuerberater beauftragen. Ganz ähnlich lassen sich auch andere Aspekte betrachten. Auf jeden Fall sollte eine positive Gesamteinschätzung des Vorhabens vorliegen, damit man seine Zweifel zur Seite schieben kann und erfolgreich die nächsten Schritte geht.
Wie kann ich feststellen, ob ich zum Existenzgründer geeignet bin?
Wie oben genannt, gehört eine Portion Risikobereitschaft dazu. Die sichere Gehaltsüberweisung am Monatsende und der pünktliche Feierabend gehören mit dem Schritt zum Unternehmer der Vergangenheit an. Kommt man an dieser Stelle schon ins Grübeln und ist nicht bereit, seine Komfortzone zu verlassen, steht die Unternehmensgründung schon auf wackeligen Füßen. Unternehmerisches Denken erfordert immer eine gewisse Risikobereitschaft, den Mut und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, auch unter unsicheren Rahmenbedingungen und nicht zuletzt eine strategische Denkweise, die dabei hilft, definierte Ziele auch zu erreichen. Darüber hinaus müssen auch die erforderlichen persönlichen Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehört etwa die „volle Geschäftsfähigkeit“, die in Deutschland mit dem 18. Lebensjahr erreicht wird. Je nach Gewerbe müssen eventuell noch Fähigkeitsnachweise, Zulassungen oder behördliche Genehmigungen vorliegen. Wichtig ist auch die Rückendeckung des familiären und privaten Umfelds.
Sind diese Punkte erfüllt und das Geschäftskonzept wurde von Banken oder Gründungsberatern als tragfähig eingeschätzt, sollte man trotzdem noch ein paar Fragen beantworten können.
Diese Fragen sollten sich Existenzgründer stellen
Kann ich ein Unternehmen gründen?
Erfülle ich die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen, um ein Unternehmen zu gründen und zu führen. Dabei sollten nicht nur notwendige formale Aspekte berücksichtigt werden, sondern beispielsweise auch die Frage nach Branchenkenntnissen oder der Zugang zu relevanten Marktteilnehmern. Die Praxis zeigt das erfahrene Gründer eher dazu in der Lage sind, ein Unternehmen erfolgreich aufzubauen und weiterzuentwickeln.
Will ich ein Unternehmen gründen?
Bin ich bereit, den hohen zeitlichen und persönlichen Einsatz zu leisten, den eine Unternehmensgründung mit sich bringt, ist die zentrale Frage in diesem Bereich. Eine Existenzgründung benötigt vor allem Ausdauer und Geduld. Im Sport würde man von der Langdistanz sprechen, Sprinter sind dabei eher chancenlos. Wichtig ist es, diese Frage sehr ehrlich zu beantworten und nicht aus einer Laune heraus.
Werde ich ein Unternehmen gründen?
Lassen sich die beiden ersten Fragen klar positiv beantworten, steht der nächste und schwierigste Schritt an. In Träumen und Plänen sind schon viele Unternehmen entstanden, beim Gewerbeamt sind es dagegen deutlich weniger. Klar, zunächst muss ein tragfähiges Geschäftskonzept vorliegen. Dann folgen im nächsten Schritt der Businessplan und die Finanzierung. Sind jetzt noch Fragen offen und es fehlt der objektive Blick auf die Planung, lohnt sich ein Besuch beim Gründungsberater. Zusammen lassen sich dann die Details klären und dem letzten mutigen Schritt zum eigenen Unternehmen steht nichts mehr im Wege.
Dieser Blogpost ist zuerst auf der Webseite meine-gründungsberatung.de erschienen.